KULAU Gründerin Josefine Staats Story


Warme Sonnenstrahlen fallen durch ihre Fenster, Amseln sitzen in den Bäumen des Innenhofs und geben ein allzu vertrautes Zwitscherkonzert. Die ansteigenden Temperaturen lassen gar Sommerträumereien und das Tragen eines T-Shirts zu.Wir sind im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg, wo Josefine Staats, Gründerin und Geschäftsführerin von KULAU, nicht nur privat ihre Zelte aufgeschlagen, sondern Anfang 2015 auch die Büroräume ihres Unternehmens angesiedelt hat – direkt im pulsierenden Herzen des Bezirks, wo Cafés, Mauerpark, Theater und Biergarten nur einen Steinwurf entfernt sind. Es fällt schwer nicht einfach Stift und Motivation fallen zu lassen, durch die Bürotür zu gehen und in der Eisdiele im Vorderhaus das erste Eis des Jahres zu genießen.

Für Josefine ist das eher ein kleines Problem. Es fiel ihr schon immer schwer ein Projekt aus der Hand zu legen, so dass sie die Arbeit auch gern mal aus dem Büro mit in die heimischen vier Wände nimmt.

Josefine: „Da mein Lebenspartner Marcus Lind auch in der ökologischen Lebensmittelbranche ist und wir oft an Projekten zusammenarbeiten, nehmen wir die Arbeit immer wieder auch mit ins Wohnzimmer oder in den Urlaub. Ich glaube, wenn einen einmal die Leidenschaft für das Unternehmertum gepackt hat, dann lässt einen diese auch nicht so schnell wieder los und das Abschalten fällt manchmal schwer.“

Dabei hätte sie inzwischen durchaus die Möglichkeit einen Gang zurückzuschalten, die Schwangerschaft mit ihrem dritten Kind und den Berliner Kiez, den sie so liebt, zu genießen. Was 2008 am Küchentisch der Jungunternehmerin begann und daraufhin jahrelang von einem 2-köpfigen Team gestemmt wurde, verteilt sich heute auf den Schultern mehr Menschen. 

algenbouillon

„Noch 2014 waren wir nur zu zweit. In der Gründungsphase habe ich von meinem damaligen Küchentisch aus alle Bereiche des Unternehmens von Einkauf bis zum Vertrieb alleine organisiert. Heute bin ich vor allem verantwortlich für die strategische Ausrichtung des Unternehmens.“

Doch „nur“ bei der strategischen Ausrichtung des Unternehmens bleibt es nicht. Wer Josefine kennt, weiß, dass sie gern in jeden Prozess und Arbeitsbereich ihrer Firma eingebunden wird und immer auf dem neusten Stand sein möchte. Sie ist ein begeisterungsfähiges Energiebündel, das meist gut gelaunt von Mitarbeiter zu Mitarbeiter stapft, hier und da Ideen in den Raum wirft, sich die Vorschläge ihrer Mitarbeiter anhört und diese nicht allzu selten mit dem Kommentar: „Machen wir!“ abnickt. Sie schätzt es, wenn ihre Mitarbeiter eigeninitiativ und selbstbestimmt ihre Projekte stemmen.

“Da kleinere Unternehmen nicht die gleichen Ressourcen wie größere Unternehmen besitzen, werden Entscheidungen oft progressiver und sicherlich auch weniger analysiert getroffen. Während große Unternehmen z. B. für Produktentwicklungen zwei Jahre und mehr benötigen, schaffen wir das in der Regel in wenigen Wochen. Im Gegenzug revidieren wir Fehlentscheidungen auch sehr zügig.”

Josefines Enthusiasmus und ihre Art das Unternehmen zu führen, haben bis jetzt meistens nicht enttäuscht. KULAU ist heute ein erfolgreiches Unternehmen mit Vertriebskanälen im In-und Ausland. Der Erfolg kam vor allem durch harte Arbeit, gute Kontakte und nicht zuletzt einer guten Geschäftsidee zustande. Doch was damals wie das Kokoswasser oder das Kokosöl noch als Nischenprodukt galt, ist heute längst kein Geheimtipp mehr. Beim Gang durch Bio- und Supermärkte fällt einem schnell die Vielfalt an angebotenen Bio-Kokosprodukten auf. Sich gegen die Flut neuer Konkurrenten zu behaupten, fällt zunehmend schwerer. Das gilt auch, weil sich die Absatzkanäle immer mehr verschieben und es heute Bioprodukte auch bei den Discountern gibt. 

KULAU Josefine Staats und Markus Lind beim Algen ernten

„Die Biobranche hat sich in den letzten Jahren gravierend gewandelt. Trotz der durchaus positiven Entwicklung der letzten Jahre muss KULAU als vergleichsweise kleines Unternehmen die Entwicklung und den Wettbewerb besonders aufmerksam beobachten. Im Gegensatz zu einigen größeren Firmen stehen wir noch nicht mit jedem Produkt in jedem Biosupermarkt. Wir arbeiten deshalb vielleicht noch engagierter als andere daran, uns vom Wettbewerb durch immer wieder neue und überraschende Produkte abzuheben. Außerdem achten wir nach wie vor auf eine gleichbleibende, sehr hohe Qualität und darauf, dass mit allen in die Wertschöpfungskette eingebundenen Menschen und auch der Natur fair umgegangen wird. Zu vielen unserere Lieferanten haben wir ein persönliches Verhältnis“

Wenn man also nicht möchte, dass das eigene Unternehmen in der Flut untergeht und sogar weiterwächst, muss man kreativ werden. So kam es, dass KULAU 2015 auch essbare Algen mit ins Sortiment nahm. Es begann mit verschiedenen Sorten Bio-Trockenalgen aus den Gewässern der europäischen Atlantikküste.  Ergänzung: Die Trockenalgen verkauft KULAU heute (Stand 2019) vor allem an B2B Kunden. Die Meeresalgen werden von Großkunden z.B. zu Pestos oder zu Algensalaten verarbeitet. Josefine, die schon als Kind von neuen Lebensmitteln und Geschmackserlebnissen fasziniert war, kennt die  immer noch außergewöhnliche Spezialität schon länger. 

„Meine Leidenschaft für Algen begann vor vielen Jahren, nämlich als ich noch Studentin im niederländischen Maastricht war. Im dortigen Asialaden habe ich verschiedene getrocknete Algen entdeckt und immer wieder zu Hause in der Küche getestet. Auch in den Jahren danach haben mich Algen begleitet, z. B. bei einem großartigen ‚raw food dinner‘ bei Boris Lauser, der verschiedene Desserts mit Irish-Moos-Algen zubereitet hat oder während einer Reise in die französische Bretagne mit meinem Partner Marcus. Dort ist uns aufgefallen, dass unglaublich viele verschiedene Sorten essbarer Algen in Frankreich angeboten werden. Gerade vor dem Hintergrund leergefischter Ozeane und problematischer Fischzucht habe ich mich gewundert, dass Algen nicht auch einen größeren Stellenwert in unserer Ernährung einnehmen.“

Wie schon die Kokosnuss im Jahr 2008 Josefines Interesse geweckt und gepackt hat, so ließ sie auch jetzt die Idee nicht mehr los, der Alge in Deutschland als wertvolles Nahrungsmittel zu größerer Aufmerksamkeit zu verhelfen. Eigens für Recherchezwecke reiste sie daher2015 mit Marcus und ihren Kindern ins spanische Galizien. In der Algenmanufaktur vor Ort erfuhr Josefine mehr über die Ernte und die vielen Vorteile der Meerespflanzen.

„Dort durften wir unterschiedlichste Algen probieren, die geschmacklich z. B. an Pfeffer, Entenmuscheln (eine sehr hochpreisige atlantische Delikatesse) oder auch relativ neutral an Salat erinnerten. Als wir dann auch noch selbst bei der Algenernte im Taucheranzug mithelfen durften, da war die Entscheidung von Marcus und mir getroffen: Diese faszinierende Geschmacksvielfalt wollen wir gemeinsam einem größeren Publikum anbieten.“

algen-essen-next-generation

Der Entschluss war gefasst, die Umsetzung erforderte einige Gedankenspiele, da nicht von Anfang an geplant war die Algen über KULAU zu vertreiben. Die Kluft zwischen Kokosnuss- und Algenprodukten wirkte zunächst zu groß und nicht stimmig. Doch wie Josefine bereits sagte, gibt es mehr und mehr Kokosnusskonkurrenz und sich an diesem Markt von anderen Unternehmen abzuheben, erfordert oft außergewöhnliche Ideen, ungewöhnliche Schritte und manchmal auch Mut.

„Wir haben uns dann an erfolgreichen größeren Biounternehmen orientiert, die schon viele Jahre am Markt sind und festgestellt, dass viele mit einem kleinen Sortiment begonnen haben, das dann über die Jahre immer wieder erweitert wurde. Darüber hinaus spielte für die Entscheidung auch der zunehmende Kokosnuss-Wettbewerbsdruck eine Rolle und die damit verbundene Schwierigkeit, neue und bisher nicht bekannte Kokosprodukte zu entwickeln. Da Algen ein noch junges Trendprodukt sind, ergeben sich hier ganz andere Produktentwicklungs- und Innovationsmöglichkeiten.“

Auch wenn die getrockneten essbaren Algen wie Wakame, Nori, Dulse oder Meeresssalat heute (Stand 2019) vor allem Geschäftskunden als innovative Zutat begeistern, ist das Algensortiment seitdem gewachsen und hat sich auf dem Markt etabliert. Besonders erfolgreich im B2C Markt sind heute die leicht-knusprigen KULAU Bio-Norisnacks in den zwei Sorten Seasalt und Chili und die KULAU Algenbouillon. 

„Viele Menschen assoziieren mit Algen nicht sofort ein köstliches ansprechendes Gericht. Die meisten denken wohl eher an unerwünschte Algen im Aquarium und im Gartenteich zu Hause oder beim Schwimmen im Meer. Hier zum Umdenken zu bewegen, ist auf jeden Fall eine Herausforderung, der wir uns gemeinsam im Team mit viel Engagement stellen. Die vielen unglaublich köstlichen und leicht nachzumachenden Rezepte mit Algen im Blog und die Verkostungen auf Messen sind nur ein Anfang. Auch wenn die seit Jahren anhaltende Asiawelle z. B. durch Norialgen für Sushi oder Wakame-Asiasalat sicherlich für mehr Aufgeschlossenheit für Algen gesorgt hat, so kennen viele die natürlichen unbehandelten Algen noch nicht.“

Lassen wir uns überraschen, welche Produktidee die Unternehmerin in Zukunft für uns in petto hat.

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Josefine kommt ursprünglich aus dem malerischen Heidelberg und ist in Kiel aufgewachsen. Sie hat einen Master of Economics von der Universität Maastricht und einen MBA von der Business Schule INSEAD. Bevor sie sich mit KULAU selbständig machte, arbeitete sie als freiberufliche Unternehmensberaterin in Brüssel. An Berlin mag sie die Internationalität und die unterschiedlichen Menschen, die hier wohnen. Außerdem liebt sie das Kulturprogramm sowie die unberührte nahe Seenlandschaft.

Und dein liebstes KULAU Produkt ist …?

„Mein absoluter KULAU Favorit ist und bleibt das Kokosöl. Ich finde die Vielseitigkeit und die Einsatzmöglichkeiten in der Küche aber auch in der Kosmetik immer wieder faszinierend. Selbst verwende ich es viel für die Haut- und Haarpflege, z. B. als pflegenden Badezusatz für mich und meine Kinder. Aber auch in der Küche kommt es bei uns zu Hause oft zum Einsatz, z. B. für meine asiatischen Gemüsecurries oder für die Pfannekuchen, Waffeln und Kuchen der Kinder.“