10 Jahre KULAU – Die erste Zeit
Lest in einem neuen Gastbeitrag von unserer Gründerin Josefine Staats, wie sie KULAU gründete und welche Herausforderungen es zu bewältigen gab:
Die Liebe zu Kokosnüssen entstand schon in meiner Kindheit. Es war etwas ganz besonderes, wenn meine Mutter in den 80er Jahren aus dem Supermarkt eine für damalige Zeiten exotische Kokosnuss mitbrachte und wir Kinder sie dann mit Säge und Hammer öffnen durften. Später im Jahr 1999, trank ich am Strand von Rio der Janeiro zum ersten Mal das Wasser einer grünen Trinkkokosnuss. Es war dann ein paar Jahre später im Frühjahr 2007, als ich am Strand der Thailändischen Halbinsel Phuket mit meinen MBA Studienfreunden von der Business School INSEAD bei einer Pina Colada direkt aus der Kokosnuss zusammen saß und das erste mal über die Geschäftsidee ‘Kokosnussunternehmen’ nachdachte. Wenn meine Freunde damals nicht so begeistert gewesen wären und mich motiviert hätten es mal auszuprobieren, dann wäre es wahrscheinlich nie zur Gründung von KULAU gekommen.
Vor zehn Jahren gab es in Deutschland nicht wesentlich viel mehr als Bounty und Raffaelo aus der Kokosnuss und vielleicht noch Kokosmakronen zur Weihnachtzeit. Nicht nur in Thailand, auch in anderen Asiatischen Ländern fiel mir die Vielfalt der Kokosnussprodukte auf. Meine Geschäftsidee also: einen Teil dieses kulinarischen Reichtums auch in Deutschland anbieten. Das Kokoswasser aus den jungen Nüssen und Kokosöl faszinierten mich damals am meisten und deswegen wurden es auch die ersten Produkte.
Meine britische Freundin Brigitte wurde meine Mitstreiterin und gemeinsam haben wir im Sommer 2007 unsere Ersparnisse genutzt und eine Reise nach Brasilien unternommen, wo wir den Ursprung der Kokoswasser-Kultur vermutet haben. Erst später ist mir klar geworden, dass die Kokosnuss wegen ihrer Vielseitigkeit und ihrer Fruchtbarkeit nicht nur in Lateinamerika, sondern in vielen asiatischen Ländern oft schon seit Jahrhunderten eine ganz besondere und teilweise fast religiöse oder ‘heilige’ Rolle gespielt hat. Die Reise war ein ganz besonderes Erlebnis und wir haben den gesamten brasilianischen Kokosmarkt, der damals noch überschaubar war, erkundet. Wir sprachen unter anderem mit Lieferanten von heute großen amerikanischen Wettbewerbern wie Vitacoco oder CocoOne, die gerade erst entstanden waren. Mit englisch kamen wir oft nicht weiter und so unterhielten wir uns im portugiesisch sprechenden Brasilien mit einer Mischung aus Gestikulation und spanisch. Die Produktion war im Vergleich zu heute noch ziemlich rudimentär. Keiner hat damals geglaubt, dass Kokoswasser mal so ein großes globales Geschäft für viele werden würde.
Obwohl mir der brasilianische Markt am meisten vertraut war, kam der erste Lieferant dann doch aus Thailand, dem Land, in dem alles mit einer Pina Colada begann. In Thailand gab es 2008 das einzige und erste bio-zertifizierte Kokoswasser der Welt. Ich wollte unbedingt ein nachhaltiges Bio-Unternehmen gründen, weil ich in Brasilien gesehen hatte, wie die konventionelle Landwirtschaft Kokosplantagen in Monokultur bewirtschaftete und mit viel Kunstdünger auf Profitabilität trimmte. Später gab es dann viele neue und qualitativ bessere Biolieferanten dazu und auch die Qualität des Kokosnusswassers ist heute um ein Vielfaches hochwertiges als noch vor 10 Jahren. So kaufen wir heute unser Kokoswasser auf den Philippinen, unser Kokosöl aus Sri Lanka und auf den Philippinen und unser Kokoszucker in Indonesien ein. Die Seaweed Snacks (KULAU Norisnacks) kommen aus Südkorea und die essbaren Algen für die Algenbouillon und das Algensalz aus Spanien.
Gegründet habe ich KULAU in Berlin, weil Berlin auch damals schon so etwas wie eine Gründerstadt war und weil man wegen des damals noch niedrigeren Preisniveaus viel mehr Möglichkeiten hatte, etwas auszuprobieren als in anderen Großstädten. Ich glaube, auch heute ist diese individuelle Freiheit das, was Berlin ausmacht und warum es hier so spannend ist zu leben. Aber heute wird natürlich eher weniger in Berlin Mitte sondern im Wedding oder in Neukölln gegründet. Ich habe mir über das damals bekannte soziale Netzwerk “A small world” eine zentrale, kleine, möblierte Wohnung gesucht und dann von meinem Küchentisch aus losgelegt. Nach der Zeit des INSEAD MBAs mit täglich vielen Menschen und kontinuierlicher Inspiration war die erste Zeit ‘auf mich alleine gestellt’ im Rückblick eine große Herausforderung. Ich war sehr diszipliniert, bin jeden morgen früh aufgestanden und habe einfach alles erledigt, was in der Gründung erledigt werden musste. Ich habe in diesen Wochen gar nicht so viel hinterfragt, sondern einfach ‘gemacht’. Manchmal kam ich mir vor wie das Spielzeug in der Duracell Werbung. Ein Ausgleich war der Sport und einige wenige Freunde, die ich kennen gelernt hatte. Wahrscheinlich hat es mir geholfen, dass ich in Berlin neu und noch nicht so integriert war. Deswegen konnte ich mich ganz auf die Gründung fokussieren und habe mich in dieser lebendigen großen Stadt nicht ‘verzettelt’.
Das erste KULAU Büro zog im Sommer mit einem ersten Praktikanten in die Berliner Lottumstraße. Im Sommer 2008 wurde dann auch offiziell gelauncht. Ich habe aus Brasilien ein Kokomobil importiert und dazu frische Trinkkokosnüsse aus Thailand. Diese haben wir dann auf der Kieler Woche bei Dauerregen mehr oder weniger erfolgreich verkauft. Auch das erste Bio-Kokoswasser in der Dose kam in dieser Zeit auf den Markt. Weil ja die meisten noch nie eine Trinkkokosnuss gesehen hatten wurden wir in dieser Anfangsphase immer wieder gefragt ob wir Melonen verkaufen würden.
Aus meinem Praktikanten Nicolas wurde mein erster Mitarbeiter und 2009 waren wir dann zusammen das erste Mal mit den ersten beiden Produkten Kokoswasser und Kokosöl auf der Biofach-Messe in Nürnberg.
2008 und 2009 waren wahrlich nicht die besten Jahre, um zu gründen. Es war die Zeit der Lehmann-Pleite und des größten Wirtschaftseinbruchs in Deutschland seit dem zweiten Weltkrieg. Eigentlich hatte ich geplant, ein Unternehmen mit externen Investoren und mehr Kapital aufzubauen, aber es hätte viel Kraft und Energie gekostet in dieser Zeit optimistische Investoren zu finden. Hier zur Verdeutlichung ein Foto von einem Zeitschriftenstand aus dem die Stimmung im Oktober 2008 hervorgeht:
Auch die Rohstoffpreise für Kokoswasser, Kokosöl und andere Rohstoffe sind in dieser ersten Anfangszeit stark gestiegen. Gleichzeitig wurde in den ersten Jahren meiner Gründung der Euro im Vergleich zum US Dollar abgewertet, so dass ich aus zwei Gründen immer mehr Geld aufwenden musste um meine Waren in Asien einzukaufen. Zum Vergleich: der ‘Rohstoff’ Kokoswasser in großen Gebinden kostete 2008 in Europreisen ungefähr ein Drittel von dem was es heute kostet. Das heisst, meine Einkaufspreise waren anfangs viel günstiger und so war die Marge auch viel höher. Diese für Unternehmer ideale Situation hat sich ziemlich schnell geändert. Mit hat der Aufbau von KULAU aber so viel Freude bereitet, dass ich nicht ans Aufgeben gedacht habe. Heute würde ich wahrscheinlich viel nüchterner darüber nachdenken, aber damals war für mich die Option des Scheiterns einfach nicht vorgesehen und ich habe einfach weiter gemacht. Um zu überleben habe ich meine Kosten möglichst niedrig gehalten um langsam und organisch mit Bootstrapping – Methoden zu wachsen.
Es dauerte dann noch einige Zeit bis der Kokosboom auch in Deutschland so richtig los ging und wir mussten noch einige Male die Frage beantworten, was für ‘interessante’ Melonen wir anbieten würden. Das größte Wachstum erlebte KULAU dann in den Jahren 2012-2015. Die Gründungsphase hat rückblickend drei Jahre gedauert und ich denke auch heute noch oft, dass es sich gelohnt hat, die ersten Jahre durchzuhalten, auch wenn es nicht immer einfach war.
Kokosöl und Kokoswasser und viele andere hochwertige KULAU Produkte gibt es unter anderem zu kaufen im KULAU Onlineshop.